Samstag, 2. April 2011

Was lange waehrt....

Hehe, jetzt gibts bei mir auf Arbeit endlich auch ein paar Computer… also werd ich doch die Gelegenheit nutzen, endlich mal wieder ein paar Zeilen zu schreiben. Wie ihr euch vielleicht denken koennt, ist in der letzten Zeit einiges passiert. Ich moechte auch moeglichst dort ansetzen, wo ich das letzte mal geendet habe. Damals war ich gerade in Tibasosa bei Charlie und Luisa im Urlaub, wir spielten auf dem Dorfplatz Fussball, ich ass gut zu Abend und fuehlte mich sehr wohl. Einen Tag spaeter machte ich mich dann auf den Weg nach Cucaita, dem Dorf in dem zwei weitere Freiwillige, Lena und Mathis wohnen und arbeiten. Bei diesen verbrachte ich auch zwei entspannte Tage, in denen ich unter anderem Villa de Leyva und Raquira besichtigte. Bei ersterem handelt es sich um eine kleine Stadt in den Bergen, komplett im Kolonialstil errichtet, welche zu Zeiten spanischer Herrschaft als Kurort der Reichen diente. Alles in allem schoen anzuschauen aber seinem Ruf als “must see” wird dieses Fleckchen meiner Ansicht nach nicht ganz gerecht. Im Gegensatz dazu erscheint mir das kleine Doerfchen Raquira, welches nur unweit von Villa de Leyva liegt, ein Juwel zu sein. Das ganze Dorf erstrahlt in lebendigen Farben, jedes Haus in einer anderen und wo man hinschaut Artesania (Kunst- und Handarbeitsprodukte). An keinem anderen Ort Kolumbiens kann man wohl so guenstig Artesania einkaufen, weshalb ich trotz knapper Urlaubskasse mir eine neue Haengematte und eine Kolumbien-Typischen Mochilla gekauft habe. Wenn man unbegrenzt Transportkapazitaet nach Deutschland haette, koennte man sich hier wohl mit Geschenken fuer jeglichen Anlass fuer den Rest seines Lebens einkaufen.

Nun sollte jedoch meine Zeit in Boyaca zuende sein. Am fruehen Morgen des folgenden Tages machte ich mich auf den Weg, zunaechst zuerueck nach Tunja und von dort aus nach San Gil, einem Zentrum fuer Extremsport und Erholung im Department Santander Norte. Die Busfahrt war dieses Mal wirklich schoen. Bei Traumwetter fuhren wir durch Canyons hinab nach Santander. Die Landschaft aenderte sich dabei drastisch. Mutete Boyaca wie beschrieben Mediterran an, so erinnert Santander an eine Steppen- und Buschlandschaft irgendwo in Afrika. In San Gil stieg ich in einem kleinen Hostal im Zentrum, welches mir von Charlie empfohlen wurde. Die Leute dort ziemlich lustig und ich freundete mich auch schnell mit einigen anderen Touristen dort an.

Ich hatte erst ein komisches Gefuehl alleine zu reisen, was sich jedoch als voellig unbegruendet herausstellte. Unterwegs lernt man so schnell Leute kennen und allein ist man eigentlich nie. Wie beschrieben, San Gil steht fuer Abenteuer und ich machte mich daher auch sofot kundig, was man denn im konkreten hier alles anstellen koennte. Der Plan war schnell ausgearbeitet, ein Tag Rafting, ein Tag Paragliding und dann zurueck nach Cartagena.

Das Rafting war fuer mich ein riesiger Spass, auf dem Rio Saurez ging es durch Stromschnellen der Klassen 3 bis 5 (gemessen auf einer Skala von 1 bis 5 wobei 5 den hoechsten Schwierigkeitsgrad bildet). Ein bissl mulmig war uns irgendwie schon nach der Sicherheitseinweisung und als uns dann gesagt wurde, dass am vorherigen Tag drei Leute in einer 5er ueber Bord gegangen sind wurde dies auch nicht besser. Aber dann ging es los und alles gut. Keiner ging ueber Bord, dass Boot ist nicht umgekippt, alles super! Am Tag drauf sollte dann Paragliding anstehen. Daruer fuhren wir hoch in die Berge wo uns ein frischer Wind um die Ohren fegte. Ebendieser machte es uns dann leider unmoeglich abzuheben. So sassen wir den ganzen Nachmittag im kalten Wind ohne fliegen zu koennen und verloren damit einen ganzen Tag. Ziemlich frustriert gings danach zuerueck ins Tal und spaeter dann in eine Disco zum Tanzen. Sonntagmoergen goennte ich mir noch eine entspannende Massage und danach fuhr ich zu einem achtzig Meter hohen Wasserfall in dem ich mich abseilte. Auch das war nochmal ziemlich spassig. Als ich da oben stand und runter guckte war mir schon erst einmal anderes zumute aber irgendwie hatte ich gar keine Zeit grossartig nachzudenken. Der Muchacho meinte ploetzlich zu mir, ich solle meine Fuesse ueber die Kante stellen und dann ging es auch schon los. Ein paar Minuten spaeter kam ich unten komplett durchnaesst an und war gluecklich diesen Spass mitgemacht zu haben.

Ein paar Stunden spaeter sass ich dann im Bus nach Cartagena wo ich dann am naechsten Morgen ankam und direkt zur Arbeit ging.

Und damit stieg ich sogleich wieder in den Arbeitsalltag ein ueber den ich ja nun schon ziemlich viel geschrieben hatte. Zunaechst brauchte ich erst einmal wieder ein paar Tage um richtig reinzukommen aber dann ging es wieder wie von alleine. Der Urlaub hatte mir wirklich gut getan und ich fuehlte mich Fit fuer die naechste Runde. Ein paar Tage spaeter wurde ich dann erstmals Zeuge eines Hahnenkampfes. Im Nachbarort gibt es eine kleine Bar mit Hahnenkampfarena. Erst dachte ich, die Tiere kaempfen bis zum tot und war davon gar nicht begeistert. Es stellte sich aber heraus, dass dem nicht so ist und so fand ich es irgendwie dann doch ganz lustig. Wenn die Typen mit ihren Haehnen auf dem Arm ankamen musste ich immer lachen weil sie sie wie kleine Kinder behandelt haben... mit dem Unterschied das es gluecklicherweise noch keine Arenen fuer Babykaempfe gibt.

Anfang Maerz besuchten mich dann Ronja und ihr Freund aus Tunja und wir fuhren zusammen nach Barranquilla zum Karneval, dem groessten in Kolumbien. Wir schauten uns zwei Umzuege an und Abends ging es zum Tanz. Natuerlich denkt man bei Karneval und Suedamerika zunaechst an Rio und Samba, hier in Barranquilla geht das Spektakel eher in die Richtung sich moeglichst dreckig zu machen. Alle rennen mit Mehlbeuteln und Schaum-Spruehflaschen herum und jeder noch saubere und nicht durchnaesste Mensch bekommt sein Fett weg. Egal wie langweilig jemand normalerweise ist, spaetestens hier kommt das Kind in ihm wieder durch und jeder hat Spass.

Dieses Wochenende ging dann leider auch viel zu schnell vorbei und als am Montagmorgen fuenf Uhr mein Wecker klingelte hiess es fuer mich Abschied nehmen und zurueck nach Cartagena auf Arbeit.

Mittlerweile geht es auf April zu, die Halbzeit liegt schon weit zurueck und ich fuehle mich irgendwie zwischen zwei Welten hin und her gerissen. Auf der einen Seite erfreut mich der Gedanke an die Rueckkehr in einigen Monaten, andererseits weiss ich auch, was ich hier zuruecklassen muss und das stimmt mich dann doch immer mal traurig. Ich weiss nicht, ob man sich das Vorstellen kann, wenn man sich nicht selbst gerade in einer solchen Situation befindet. Die Unterschiede zwischen Kolumbien und Deutschland sind so gewaltig... naja, wollen wir mal nicht melancholisch werden, gelt..

Vor gut einem Monat hat mein Projekt ein zweites Zentrum eroeffnet, direkt in dem Strandviertel in dem ich Wohne und soll ich euch was sagen? ... Das ist total toll!! J

Nee im ernst, ich arbeite hier sehr gerne und die Situation ist fuer mir dahingehend sehr gut, da hier ein voellig neuer Prozess begonnen hat, mit einem jungen Team mit dem es sehr viel Spass macht zu arbeiten. Von daher fuehl ich mich momentan doch ziemlich wohl, gehe zudem drei mal die Woche ins Fitnessstudio (20 Cent die Stunde) und die restlichen Tage der Woche am Strand joggen. Wolln doch mal sehen ob ich aus meinem eingerossteten Studentenkoerper noch was rausholen kann. ;)

Das war es erstmal fuer den Moment. Ich denke, dass ich in naechster Zeit wieder oefter was von mir hoeren lassen kann und wuensche allen einen wunderbaren Fruehling!

Bis bald!

Marcel

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