So, jetzt aber mal zum Thema. Wie bereits gesagt, drei Wochen sind fast vorbei und ich hab einiges erlebt. Wir haben eine Stadtführung durch das historische Zentrum Bogotas mitgemacht, waren auf Montserrat, einem Berg direkt bei Bogota, auf dem eine Kirche steht und von wo aus man einen phantastischen Blick auf die Stadt hat. Als dann die Sonne unterging und die Lichter der Stadt erleuchteten war ich einfach nur überwältigt von der Aussicht. Dabei wird einem dann auch erst mal die wahre Größe dieser Stadt bewusst – bis zum Horizont nichts als Lichter. (Bilder kommen noch)
Einen Tag später haben wir dann einen Bus gemietet und sind zu einem alten Indianerheiligtum gefahren. Der Ort heißt Guatavita, liegt auf knapp 3000 Meter Höhe und das eigentliche Heiligtum ist eine Lagune, nahezu Kreisrund, in welche die ansässigen Indianer früher Gold als Opfergabe an die Götter warfen. Als dann die Spanier das Land eroberten, sprengten sie eine große Kerbe in die Wand der Lagune, durch welche das Wasser abfließen sollte um an das Gold zu gelangen. Die Atmosphäre an diesem Ort ist wahrhaft beeindruckend. Man steigt einen kleinen Pfad von 2800 Meter auf 3200 Meter hinauf und überquert dabei sozusagen die Klimagrenze. Dies macht sich vor allem an der Vegetation bemerkbar. Durchquert man zunächst ein urwaldähnliches Gebiet so lässt der Bewuchs ab 3000 Meter Höhe stark nach. Ein sehr schönes Erlebnis, wobei ich empfehlen kann, diesen Ort nicht in einer großen Gruppe zu besuchen um die Atmosphäre eindringlicher wahrnehmen und diesen wunderschönen Ort auf seine Weise ehren zu können. (auch hier werden noch mehr Bilder folgen)
Soviel erst mal zum bisherigen Kulturprogramm.
Wir waren mittlerweile auch zweimal am Abend das Partyleben Bogotas erkunden. Dabei waren wir das erste Mal in einem kleinen Club in der Candelaria, dem historischen Zentrum der Stadt und das zweite Mal in einer Salsa-Diskothek. Soviel vorweg… ich hab getanzt, bin aber noch weit davon entfernt Salsa tanzen zu können. Die Kolumbianer und Kolumbianerinnen die wir in der Salsa-Disco getroffen haben konnten doch alle ziemlich gut tanzen und waren auch immer sehr gern bereit, einem das eine oder andere beizubringen. Nach Hause geht’s nachts immer mit dem Taxi da keine Busse mehr fahren… naja, und beim zweiten Mal hab ich dann auch auf Anhieb das Haus meiner Gastfamilie gefunden.
Vorgestern hab ich nun endlich mein Projekt besichtigen können. Naja, wenn ich ehrlich bin, hab ich bisher nur mit der Chefin und ihrem Mann gesprochen, aber ich hab ein ziemlich gutes Gefühl bei der Sache. Im Zentrum meiner Tätigkeit wird die Arbeit mit sexuell ausgebeuteten Jugendlichen bestehen. Sexuell ausgebeutet bedeutet in diesem Sinne nicht häuslicher Missbrauch sondern Kinderprostitution und Sextourismus. Ich denke die meisten Leute, und ich bisher wohl auch, können sich das Ausmaß in welchem Kinderprostitution stattfindet nicht einmal ansatzweise vorstellen. Den Aussagen der Chefin gibt es Arbeit ohne Ende und ich hatte sofort das Gefühl, an einen Ort zu kommen, an dem ich gebraucht werde (was ihr jetzt bitte nicht falsch versteht, gelle :) ). Nächsten Montag bis Mittwoch werde ich jedenfalls hier in der Projektstelle in Bogota eine kleine Einführung in die Arbeit und die verschiedenen Bereiche bekommen und nächsten Donnerstag geht es dann nach Cartagena, wo ich dann wohl erst einmal Musik und Theater unterrichten soll. Bin wirklich sehr gespannt wie das alles so wird.
Den Rest dieser Woche haben wir nun noch volles Programm. Morgen ist die letzte Spanisch-Stunde, der Kurs hat mir echt nochmal viel gebracht denke ich, und danach machen wir ein Picknick inklusive Spielzeug aus Müll bauen (Recycling) und Freitag haben wir eine kleine Konferenz zum Thema politische Geschichte Kolumbiens was sicherlich sehr interessant wird. Am Abend geht’s dann zunächst in die Universidad Nacional und anschließend in einen Club namens Casa Babylon, da läuft, wie sollte es bei dem Namen auch sein, Raggea. Aber ich greife hier ein wenig vorweg, schließlich ist es interessanter zu hören, was passiert ist. Deswegen davon das nächste Mal mehr.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Universidad Nacional. Diese ist eine der wenigen staatlichen Universitäten Kolumbiens. Dass heißt, dass das Studium nichts kostet, man dafür nicht so leicht an einen Studienplatz herankommt da der Ansturm auf die Stellen enorm ist. Die meisten Unis in Kolumbien sind privat und dass kann dann schon mal bedeuten, dass man für das Semester mehrere Tausend Euro (teilweise im zweistelligen Bereich) hinlegen muss. Das besondere an der Universidad Nacional ist jedoch, dass die Polizei nicht auf den Campus darf. Wie zu erwarten ist dieser Ort daher voller junger alternativer Leute und politischem Aktivismus, da man hier nicht verfolgt werden kann (und auch dies bitte nicht falsch verstehen, es geht hier nicht explizit um irgendeine Form von Radikalismus, vielmehr ist der Campus für viele ein Ort, an dem man frei denken und handeln kann, was in Kolumbien sonst NICHT IMMER so ungefährlich ist).
Zum Schluss erneut ein paar allgemeine Eindrücke und Befindlichkeiten meinerseits. Bogota ist ein Moloch…. laut, versmogt, schlechtes Wetter. Ich hab daher beschlossen, wirklich froh zu sein, wenn ich nach Cartagena komme. Die Leute sind zwar zumeist sehr freundlich und hilfsbereit, aber ich sehe nur selten Menschen mit lächelndem Gesicht. Jetzt mag manch einer vielleicht den Vergleich zu Deutschland im Herbst bemühen und käme dem Bild damit vermutlich sogar recht nahe. Ich freu mich jedenfalls immer, wenn ich doch mal jemanden auf der Straße lachen sehe. Kolumbien ist außerdem unerwartet teuer. Ich kann jetzt keine einzelnen Preise nennen, aber wer denkt, hier mit wenig Geld gut über die Runden zu kommen, täuscht sich. Die Preise sind nicht so weit weg von denen in Leipzig. Ich sag bewusst an dieser Stelle Leipzig, weil man im Vergleich zu anderen deutschen Städten in Leipzig doch sehr günstig leben kann. Der Unterschied für mich – ich hab lediglich vielleicht ein Viertel des Geldes zur Verfügung wie in Leipzig. Mein Tagesbudget liegt bei 3,30 Euro und davon kann ich mir zwei Busfahrten und was Günstiges zu Essen kaufen. Dies liegt zum Teil auch daran, dass der Wechselkurs von Euro zu Kolumbianischen Peso seit einer Weile sehr schlecht ist. Ein Euro war vor einem halben Jahr noch 3.000 Pesos wert, heute sind es nur noch 2.400 Pesos und ich kann sagen, dass macht sich ganz schön bemerkbar.
Aus diesem Grund überleg ich gerade, ob ich auf diesem Blog Werbung zulassen soll. Falls dies also in Kürze so sein sollte, bitte ich euch mir dies zu verzeihen und trotzdem fleißig weiter zu lesen. Aber hierzu werde ich wenn es soweit ist noch einmal kurz was schreiben.
Zudem bin ich auch kleinen Spenden nicht abgeneigt (alles freiwillig und ohne Zwang selbstverständlich). Wer mich also ein wenig unterstützen möchte schreibt mir einfach eine kleine Nachricht und dann melde ich mich.
So…. viel geschrieben :) wer Fragen hat oder irgendetwas spezifische Wissen möchte darf mir natürlich ebenfalls sehr gerne schreiben und dann werde ich versuchen darauf zu antworten.
Beste Grüße und alles Gute für euch alle!
Marcel
Soviel erst mal zum bisherigen Kulturprogramm.
Wir waren mittlerweile auch zweimal am Abend das Partyleben Bogotas erkunden. Dabei waren wir das erste Mal in einem kleinen Club in der Candelaria, dem historischen Zentrum der Stadt und das zweite Mal in einer Salsa-Diskothek. Soviel vorweg… ich hab getanzt, bin aber noch weit davon entfernt Salsa tanzen zu können. Die Kolumbianer und Kolumbianerinnen die wir in der Salsa-Disco getroffen haben konnten doch alle ziemlich gut tanzen und waren auch immer sehr gern bereit, einem das eine oder andere beizubringen. Nach Hause geht’s nachts immer mit dem Taxi da keine Busse mehr fahren… naja, und beim zweiten Mal hab ich dann auch auf Anhieb das Haus meiner Gastfamilie gefunden.
Vorgestern hab ich nun endlich mein Projekt besichtigen können. Naja, wenn ich ehrlich bin, hab ich bisher nur mit der Chefin und ihrem Mann gesprochen, aber ich hab ein ziemlich gutes Gefühl bei der Sache. Im Zentrum meiner Tätigkeit wird die Arbeit mit sexuell ausgebeuteten Jugendlichen bestehen. Sexuell ausgebeutet bedeutet in diesem Sinne nicht häuslicher Missbrauch sondern Kinderprostitution und Sextourismus. Ich denke die meisten Leute, und ich bisher wohl auch, können sich das Ausmaß in welchem Kinderprostitution stattfindet nicht einmal ansatzweise vorstellen. Den Aussagen der Chefin gibt es Arbeit ohne Ende und ich hatte sofort das Gefühl, an einen Ort zu kommen, an dem ich gebraucht werde (was ihr jetzt bitte nicht falsch versteht, gelle :) ). Nächsten Montag bis Mittwoch werde ich jedenfalls hier in der Projektstelle in Bogota eine kleine Einführung in die Arbeit und die verschiedenen Bereiche bekommen und nächsten Donnerstag geht es dann nach Cartagena, wo ich dann wohl erst einmal Musik und Theater unterrichten soll. Bin wirklich sehr gespannt wie das alles so wird.
Den Rest dieser Woche haben wir nun noch volles Programm. Morgen ist die letzte Spanisch-Stunde, der Kurs hat mir echt nochmal viel gebracht denke ich, und danach machen wir ein Picknick inklusive Spielzeug aus Müll bauen (Recycling) und Freitag haben wir eine kleine Konferenz zum Thema politische Geschichte Kolumbiens was sicherlich sehr interessant wird. Am Abend geht’s dann zunächst in die Universidad Nacional und anschließend in einen Club namens Casa Babylon, da läuft, wie sollte es bei dem Namen auch sein, Raggea. Aber ich greife hier ein wenig vorweg, schließlich ist es interessanter zu hören, was passiert ist. Deswegen davon das nächste Mal mehr.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Universidad Nacional. Diese ist eine der wenigen staatlichen Universitäten Kolumbiens. Dass heißt, dass das Studium nichts kostet, man dafür nicht so leicht an einen Studienplatz herankommt da der Ansturm auf die Stellen enorm ist. Die meisten Unis in Kolumbien sind privat und dass kann dann schon mal bedeuten, dass man für das Semester mehrere Tausend Euro (teilweise im zweistelligen Bereich) hinlegen muss. Das besondere an der Universidad Nacional ist jedoch, dass die Polizei nicht auf den Campus darf. Wie zu erwarten ist dieser Ort daher voller junger alternativer Leute und politischem Aktivismus, da man hier nicht verfolgt werden kann (und auch dies bitte nicht falsch verstehen, es geht hier nicht explizit um irgendeine Form von Radikalismus, vielmehr ist der Campus für viele ein Ort, an dem man frei denken und handeln kann, was in Kolumbien sonst NICHT IMMER so ungefährlich ist).
Zum Schluss erneut ein paar allgemeine Eindrücke und Befindlichkeiten meinerseits. Bogota ist ein Moloch…. laut, versmogt, schlechtes Wetter. Ich hab daher beschlossen, wirklich froh zu sein, wenn ich nach Cartagena komme. Die Leute sind zwar zumeist sehr freundlich und hilfsbereit, aber ich sehe nur selten Menschen mit lächelndem Gesicht. Jetzt mag manch einer vielleicht den Vergleich zu Deutschland im Herbst bemühen und käme dem Bild damit vermutlich sogar recht nahe. Ich freu mich jedenfalls immer, wenn ich doch mal jemanden auf der Straße lachen sehe. Kolumbien ist außerdem unerwartet teuer. Ich kann jetzt keine einzelnen Preise nennen, aber wer denkt, hier mit wenig Geld gut über die Runden zu kommen, täuscht sich. Die Preise sind nicht so weit weg von denen in Leipzig. Ich sag bewusst an dieser Stelle Leipzig, weil man im Vergleich zu anderen deutschen Städten in Leipzig doch sehr günstig leben kann. Der Unterschied für mich – ich hab lediglich vielleicht ein Viertel des Geldes zur Verfügung wie in Leipzig. Mein Tagesbudget liegt bei 3,30 Euro und davon kann ich mir zwei Busfahrten und was Günstiges zu Essen kaufen. Dies liegt zum Teil auch daran, dass der Wechselkurs von Euro zu Kolumbianischen Peso seit einer Weile sehr schlecht ist. Ein Euro war vor einem halben Jahr noch 3.000 Pesos wert, heute sind es nur noch 2.400 Pesos und ich kann sagen, dass macht sich ganz schön bemerkbar.
Aus diesem Grund überleg ich gerade, ob ich auf diesem Blog Werbung zulassen soll. Falls dies also in Kürze so sein sollte, bitte ich euch mir dies zu verzeihen und trotzdem fleißig weiter zu lesen. Aber hierzu werde ich wenn es soweit ist noch einmal kurz was schreiben.
Zudem bin ich auch kleinen Spenden nicht abgeneigt (alles freiwillig und ohne Zwang selbstverständlich). Wer mich also ein wenig unterstützen möchte schreibt mir einfach eine kleine Nachricht und dann melde ich mich.
So…. viel geschrieben :) wer Fragen hat oder irgendetwas spezifische Wissen möchte darf mir natürlich ebenfalls sehr gerne schreiben und dann werde ich versuchen darauf zu antworten.
Beste Grüße und alles Gute für euch alle!
Marcel
Hallo Bretti,
AntwortenLöschenNun sind wir zum ersten mal auf Deinem Blog.
Sehr interessant und lesenswert.
Wir werden Ihn regelmäßig lesen und auch immer mal schreiben.
Willst ja sicher wissen was bei uns so los ist.....???
Bezüglich der Spendenanfrage werden wir was machen.
Aber erst wenn es Dir so richtig dreckig geht .... grins .
Also gib mal Deine Daten durch.
Vergiss nicht auch mal ein Paar Bilder rein zu stellen.
Man kann sich dann einfach noch besser vorstellen wie es dort so ist.
Naja wird schon.
Bis bald
Die Poldys