…...dass ich was geschrieben habe, über einen Monat schon, deswegen wird es nun endlich mal wieder Zeit für einen kleinen Bericht. Ich bin immer noch in Cartagena, die Arbeit hat sich so ein bissl eingepegelt und auch im Allgemeinen kann man wohl mittlerweile davon sprechen, dass eine Art Alltag in mein Leben hier eingekehrt ist. Da erklärt dann wohl auch die etwas längere Schreibpause, was jedoch nicht bedeuten soll, dass in der Zwischenzeit so gar nichts passiert ist. Ich hab ein paar Leute kennengelernt mit denen ich recht gern was unternehme, war ein Wochenende am Playa Blanca campen, der Mathis aus Sora war kurz zu Besuch, diverse Stromausfälle, viel viel Regen und gerade vorüber, dass Halloween-Wochenende mit Umzügen und Partys.
Aber vielleicht mal etwas langsamer.
Meine Arbeit hier wird nicht leichter und von einer Routine mit den Kindern kann keine Rede sein. Noch immer muss ich um jedes bisschen Aufmerksamkeit kämpfen, muss Einzelgespräche führen und viel Motivationsarbeit leisten. Ich denke auch nicht, dass sich dies ändern wird, es ist eben der zentrale Punkt meiner Arbeit und wenn man drüber nachdenkt wohl auch das, worauf es im Umgang mit den Kindern wirklich ankommt. Einigen gebe ich mittlerweile ein bisschen Gitarrenunterricht, anderen versuch ich Lesen und Schreiben beizubringen und noch immer bin ich bemüht ihr Interesse am Theater zu wecken, was oftmals sehr schwer ist. Einige schämen sich, andere haben einfach keine Lust auf gar nichts. Ist schon manchmal frustrierend, wenn man sich einen Abend lang einen Plan mit verschiedenen Aktivitäten ausdenkt und die Resonanz und Mitarbeit der Kinder später bei fast Null liegt. Oftmals muss ich mir dann in Erinnerung rufen, dass ich dies hier ja nicht für mich mach und die Kinder nicht für mich sich anstrengen sollen, sondern dass ich dies für sie mache. Und dann kann es eben sein, dass ich noch keine Methode gefunden habe, wie ich die Kinder richtig anpacken muss. Aber vor dem Problem stehe ich nicht alleine, den anderen Lehrkräften geht es zum Teil nicht viel besser. Wie dem auch sei, meine Motivation ist ungebrochen und ich wird weiter mein bestes versuchen.
Dann war ich wie erwähnt ein Wochenende am Playa Blanca campen. Playa Blanca ist einer der schönsten Strände hier in der Nähe und es war wirklich ein schönes Wochenende. Zunächst ging es mit dem Bus in das gut 20 Kilometer entfernte Dörfchen Pasacaballos wo wir mit der Fähre auf die andere Seite des Kanals zur Insel Baru übergesetzt haben und von dort aus ging es dann mit dem Motorrad eine gute halbe Stunde über eine löchrige, staubige Piste Richtung Strand. Meine Faszination für die Mototaxis ist ungebrochen!!! Am Strand angekommen haben wir zunächst das Zelt errichtet und sind dann schwimmen gegangen. Türkisgrünes Meer, feiner Sand… und jede Menge Touristen. Von Cartagena aus werden täglich Bootstouren zu den verschiedenen Stränden und Inseln angeboten und diese machen auch am Playa Blanca stopp. Gegen Abend, als sich die Touristen wieder Richtung Stadt verabschiedet hatten kehrte dann ein wenig Ruhe ein, … mal abgesehen von der Gruppe Pfadfinder die direkt hinter uns ihre Zelte aufgeschlagen hatte. In der Nacht haben wir dann unsere erste Havarie erlebt, als bei strömenden Regen unser Zelt abgesoffen ist und wir uns unter einen nahegelegenen Pavillon flüchten mussten. Begleitet von Donner und Blitz wie ich es noch nie erlebt hab, saßen wir dann in nassen Klamotten den Rest der Nacht unter dem Pavillon und erwehrten uns mit Kräften den anstürmenden Mückenhorden. Die hatten es ironischer weise allein auf mich abgesehen und nicht auf meine kolumbianische Begleitung was letzten Endes zu einer wahnsinnigen Ausbeute an Mückenstichen bei mir führte. Allein am rechten Oberschenkel hatte ich nach dem Wochenende 64 Stiche! Nachdem wir am nächsten Tag schließlich alle Sachen zum Trocknen aufgehängt und das Zelt sauber gemacht hatten, fielen wir erst einmal in einen tiefen Schlaf bis zum späten Nachmittag. Für die zweite Nacht waren wir dann auch so schlau, mit samt dem Zelt unter jenen Pavillon zu ziehen, was mit Blick auf den erneut starken Regen in dieser Nacht durchaus eine gute Ideen gewesen sein sollte. Montagmorgen ging es dann auf der Ladefläche eines LKWs, voll beladen mit unseren singenden Pfadfinderfreunden zur Fähre zurück. Soviel zu meinem Abenteuer am Strand. Bilder vom Strand...
Das Wochenende darauf hatte ich dann meine erste kleine Krise hier. Es war der Moment als mit bewusst wurde, dass der Alltag gekommen war. Einige Dinge wurden plötzlich nicht mehr als fremd und interessant wahrgenommen, sondern als unangenehm und störend. Aber wie es so mit den Krisen ist, sie kommen und sie gehen und ein paar Tage später sah die Welt schon wieder ganz anders aus.
Letztes Wochenende war wie erwähnt Halloween…. und das wird hier so gefeiert wie in Deutschland an einigen Orten der Karneval. Die Kinder waren schon Tage vorher aufgeregt und mit dem Basteln ihrer Verkleidungen beschäftigt. Freitag hab ich mal wieder in Boquilla, dem einen Strandviertel gearbeitet und an diesem Nachmittag gab es dort eine große Parade aller Kinder des Viertels mit Musik und Tanz. Auch ich hatte mich ein wenig verkleidet, was mich jedoch nicht davor bewahrte Unmengen an Mehl ins Gesicht geschmissen zu bekommen…. Das sei so Brauch! … Sagte man mir. War jedenfalls alles ganz lustig, Bilder gibt es hier.
Sonntagabend (Montag war Feiertag) ging es dann für mich das erste Mal in eine Disko zur Halloweenparty. War die Veranstaltung an sich jetzt auch nicht so umwerfend, so waren es doch die Kostüme einiger Menschen. Da haben sich ein paar Leute ziemlich viel Mühe gegeben!
Heute früh (Dienstag) dann mal wieder eine kleine Kuriosität: Regen!
Nun ist Regen in der Regenzeit bekanntlich keine Kuriosität, wenn es jedoch 3 Stunden am Stück aus allen Kannen gießt sieht dies schon ganz anderes aus. Normalerweise haben wir hier kurze aber sehr heftige Regenschauer aber heute war es ein sehr langer heftiger Regenschauer. Die Brücke vor unserem Haus wurde komplett überflutet, die ganze Umgebung erinnerte stark an Venedig, wenn auch das romantische Flair in unserer Hochaussiedlung fehlte. So viel Regen in so kurzer Zeit hab ich noch nie gesehen. Eigentlich wollte ich an die Arbeit, aber die Straßen waren einfach nicht begehbar. Genauso schnell wie das Wasser hier jedoch steigt, fällt der Pegel auch wieder. Zwei Stunden später war unser kleiner Kanal vor dem Haus vom reißenden Strom zurück zum Rinnsal geschrumpft. Die Schäden in den Erdgeschosswohnungen, die eingestürzten Mauern und der noch immer andauernde Stromausfall künden jedoch noch immer von der Geschichte dieses Morgens.
Soweit so gut, ich bin gespannt wie es hier weitergeht und ich hoffe Ihr meine lieben Leser seit es auch. Ich werde mich bemühen mit dem nächsten Bericht nicht so lange zu warten, verspreche jedoch nichts. Hängt immer davon ab, ob es was zu berichten gibt und wie mir gerade der Sinn steht.
Fotos kommen die Tage!!
Auf bald! Hasta Luego! Besos!